Unser erster Design Thinking-Workshop! Und mit Design kennen wir uns ja eigentlich bestens aus. Dachten wir zumindest. Am 4. Mai steht unsere Workshopleiterin pünktlich vor der Tür und hat nicht nur wertvolle Tipps, eine Menge Erfahrung und gute Laune dabei, sondern auch einen Koffer voller Bastelsachen und genug Haftnotizen, um dem Büro einen neuen Anstrich zu verpassen.
So macht sich also das gesamte Team von pixelpublic – selbst David war für diesen Anlass aus Hamburg angereist – nach einer letzten Kaffeerunde gestärkt auf, das Design Thinking zu erlernen.

Los geht’s – Unser erster Workshop zum Thema Design Thinking
Nach einer ersten Einführung in die theoretischen Grundlagen durften wir bei einer ersten Übung bereits den wichtigsten Schritt des Design Thinkings in Zweiergruppen üben: Wir interviewten uns gegenseitig über unsere Geldbeutel, um herauszufinden, ob es hier verbesserungswürdige Schwächen gibt, aber auch wo ihre Stärken liegen und warum unser Gegenüber eben genau diesen Geldbeutel benutzte.

Mit Lego zum ersten Entwurf – Beim Prototyping mit schlichten Mitteln schnell eine Idee visualisieren
Ausgestattet mit allerlei Bastelmaterial – vom Legostein über Papier, Stifte, Gummibänder und so einiges mehr – ging es dann direkt los: Wir machten uns daran, den Geldbeutel unseres Gegenübers zu „tunen“ oder gleich ganz neu zu erfinden. So entstand beispielsweise bei Björn das Konzept eines nahezu vollständig digitalen Geldbeutels für Elke und David konstruierte für Wendys Geldbeutel eine Sicherung, damit ihre Geldkarten nicht mehr herausfallen. Alles in allem hat sich wohl noch nie jemand von uns so ausführlich mit den Stärken und Schwächen seines Geldbeutels auseinander gesetzt. Und vielleicht wurde ja auch der eine oder andere dazu motiviert, sich ein neues Modell zuzulegen oder gar unter die Geldbeuteldesigner zu gehen.

Erste Prototypen für den Geldbeutel der Zukunft entstehen
Nach diesem ersten Selbstversuch berieten wir darüber, welche Fragen wir am besten den Bewohnern Baden-Badens stellen könnten, um herauszufinden, wo ihnen im alltäglichen Leben der Schuh drückt. Wir entwarfen einen groben Fragenkatalog und erhielten einige wertvolle Tipps, wie man am besten ein natürliches, ungezwungenes Interview führt, ohne stur die Fragen von der Liste abzulesen und womöglich noch die gewünschten Antworten vorzugeben.

Eine unserer Interviewgruppen im Shopping Cité – Natürlich gerüstet mit Stift, Papier und vielen Fragen
Ausgerüstet mit den Themen und Fragen machten wir uns dann in kleinen Gruppen zum nahe gelegenen Shopping Cité auf. Dort befragten wir jeden Passanten, der nicht Reißaus nahm und aus Baden-Baden kam. Dabei lernten wir unter anderem, uns im Interview zurückzunehmen und auf unsere Gegenüber einzugehen. Hört man bei den Interviews aufmerksam zu und achtet auch auf Körpersprache und Intonation, ist man schon auf dem richtigen Weg, sich ernsthaft in die Zielgruppe hineinzuversetzen und die Perspektive zu wechseln.

Die Masse macht’s – Je mehr Interviews, desto mehr relevante Daten
Zurück bei pixelpublic machten wir uns anschließend daran, die aus den Interviews gewonnen Erkenntnisse zusammenzufassen und die Herausforderungen zusammenzutragen, denen sich die Baden-Badener Bevölkerung im Alltag stellen muss. Mit Post-its an allen verfügbaren Wänden und Fenstern sortierten wir das Gehörte und definierten drei Hauptgebiete, bei denen wir Verbesserungspotenzial festgestellt hatten: Mobilität, Information und Unterhaltung.
In neuen Gruppen formulierten wir dann erste Vorschläge für Produkte und Dienstleistungen, die bei der Überwindung dieser Herausforderungen helfen können. Zusammen mit kleinen Skizzen helfen die Post-its dabei, sich kurz zu fassen und auf den Punkt zu kommen. Lange Erklärungen und das „sich in die eigene Idee verlieben“ sind hier nämlich fehl am Platz – in diesem Schritt geht es noch um die Masse und Bereitschaft, Ideen schnell wieder zu verwerfen und eine andere Herangehensweise auszuprobieren.

Stolz präsentiert Joachim den Prototypen für eine App zum Thema Barrierefreiheit in Baden-Baden
Mithilfe des Feedbacks der gesamten Gruppe entschied sich jede der nun drei Hauptgruppen für ein Produkt oder Service, für den sie Prototypen entwickeln wollten – zwei Apps und eine Infosäule. Hierfür wurde in jeder Gruppe in kurzer Zeit ein erster vorführbarer Prototyp entwickelt – auf Papier, direkt auf dem Handy oder mit viel Bastelei als haptisches Modell.

In wenigen Schritten entsteht ein Prototyp für eine interaktive Infosäule
Mit diesen Prototypen machten wir uns wieder ins Shopping Cité auf, um uns erneut dem gnadenlosen Feedback der Baden-Badener Passanten zu stellen. Wir ließen sie klicken, testen, anfassen und Fragen stellen. Viele Fragen. Und wir gaben unser Bestes, Rede und Antwort zu stehen.
Wieder zurück bei pixelpublic besprachen wir das Feedback in der großen Runde mit unserer Workshop-Leiterin und sie erklärte uns, wie es bei einem vollständigen Projekt nun weitergehen würde – dies wäre nämlich nur der erste einer langen Reihe von Prototypen und Entwürfen gewesen, bis man schlussendlich ein gutes Produkt in den Händen hält oder eine sinnvolle Dienstleistung anbieten kann.

Erneute Interviews im Shopping Cité – Dieses Mal mit einem Prototypen in der Tasche
Nach zwei intensiven Tagen hatten wir also einen ersten Eindruck von Design Thinking gewonnen. Unser Fazit: Da steckt doch deutlich mehr dahinter, als eine einfache, fünfteilige Grafik vermuten lässt!
Nutzerzentriertes Design setzt viel Kontakt mit dem Kunden und regelmäßiges Feedback voraus, aber auch gut gestellte Fragen und genauso gutes Zuhören und Beobachten – und im Endeffekt auch die Bereitschaft, alle Prototypen noch einmal zu verwerfen und erneut von vorne zu beginnen. Design Thinking erscheint also auf den ersten Blick als sehr zeitintensive und aufwendige Methode – auf lange Sicht reduziert sie aber Risiken und spätere zeitliche und finanzielle Investitionen, da unrentable oder unnötige Entwürfe früh herausgefiltert werden können. Für uns ein spannendes, neues Werkzeug, mit dessen Hilfe wir nun noch innovativer und zielgruppenorentierter mit unseren Kunden an neue Projekte herangehen und diesen zum Erfolg verhelfen können.